Da hatte ich mal eine harte Nuss zu knacken! Es ist schon ein paar Monate her, dass ich im Rahmen meiner Forschungen zur Perfektionierung von Nusseis, Nussecken und deren Derivaten auf eine merkwürdige Ansammlung von Nüssen unterschiedlichster Größe stieß. Hinter den riesigen Walnüssen versteckte sich nämlich auch eine kleine Haselnuss. Als ich diese näher betrachtete, kräuselten sich meine sensiblen Schnurrhaare! Eine besondere Energie ging von dieser unscheinbaren Nuss aus.
Natürlich musste ich wegen dieser merkwürdigen Nuss Nachforschungen anstellen. Schließlich bin ich ja nicht nur Forscher, sondern auch Consulting Detective. Jawohl!
So befragte ich umgehend den Sandalen tragenden Aussteller der seltsamen Nuss-Sammlung, woher diese denn stammten. Bei der Haselnuss gab er an, die auf ganz abenteuerliche Art erhalten zu haben: Er sei während einer winterlichen Wanderung durch den Wald mit einem Kutscher zusammengestoßen, der die Einkäufe für einen größeren Haushalt auf seinem Schlitten transportierte. Er habe ihn fast überfahren, so sagte er, weil er wohl sehr in Eile gewesen sei. Nachdem er sich wieder aufgerappelt hatte und sichergestellt war, dass keiner von beiden verletzt worden war, verabschiedete sich der Kutscher und fuhr eilig von dannen. Der Sandalenträger bemerkte zu spät, dass der Kutscher eine Nuss verloren hatte – eben jene Haselnuss, die er nun zum Teil seiner Ausstellung gemacht hatte. Er hatte wohl noch versucht, dem Kutscher hinterherzurufen, aber dieser war bereits über alle Berge.
Ich bot dem Nuss-Aussteller an, mich um die Rückgabe der Nuss an den rechtmäßigen Eigentümer zu kümmern und er überließ mir diese. Ich konnte noch aus ihm herausbekommen, in welchem Wald er damals herumgelaufen war, und so konnte ich in den nächsten Monaten die Spur der Nuss bis zum Kutscher zurückverfolgen.
Als ich den Kutscher endlich ausfindig gemacht hatte, berichtete der, dass ihm auf seinem Weg zurück nachhause vier Haselnüsse in den Schoß gefallen seien. Diese habe er einer Freundin schenken wollen. Als er bei ihr ankam, stellte er jedoch fest, dass er nur noch drei Nüsse hatte. Er hat sich wohl nichts dabei gedacht und ihr lediglich die drei verbliebenen Nüsse geschenkt. Redselig wie er war, erfuhr ich auch gleich, wie diese Freundin hieß und wo ich sie finden konnte. Also machte ich mich auf den Weg.
Im genannten Ort angekommen, musste ich erst einmal feststellen, dass hier ziemlich der Winter eingebrochen war. Ich folgte der Wegbeschreibung des Kutschers so gut ich konnte, landete aber nur mitten im Wald. Mannohmann!
Zum Glück begegnete mir einer der Waldbewohner. Es war ein Fuchs, also einer von denen, die angeblich so schlau sind. Ich verrate euch ein Geheimnis: Sind sie nicht! Also, zumindest dieser hier nicht. Er hatte keinen blassen Schimmer, wovon ich redete. Als er von dannen getrottet war, kam eine kleine schwarze Katze aus dem nächsten Busch geschlichen. Sie kicherte in sich hinein, als sie meine: „Der Fuchs hat doch keine Ahnung. Du musst schon die Richtigen fragen! Komm mit, ich zeig dir, wo die Leute wohnen, die du suchst!“
Und so folgte ich ihr bis an einen kleinen See. Zumindest hielt ich es zunächst für einen See – es war aber keiner, sondern der Wassergraben eines Schlosses! Mannohmann!
Ganz schön feudal wohnen die hier. Und denen hat der Kutscher ein paar runtergefallene Haselnüsse als Geschenk mitgebracht? So, so. Da werden die ja vor Freude ausgerastet sein! Hihi!
Ich war schon drauf und dran, mein Vorhaben aufzugeben. Wie würde das aussehen, wenn ich im Schloss auftauche, eine Haselnuss in der Tatze, und denen dann erzähle, dass ich monatelange Recherchen angestellt hatte und extra hierher gereist war, um diese kleine Nuss zu überbringen? Aber dann erinnerte ich mich an die mächtige Energie, welche die Haselnuss ausströmte. Ich machte mich auf den Weg ins Schloss um diejenige zu finden, an die meine Haselnuss eigentlich hätte übergeben werden sollen.
Auf der Treppe draußen musste ich dann feststellen, dass hier wohl einer der Damen des Hofes ihren Schuh verloren hatte. Ich wollte ich gleich mitnehmen und auch diesen an seine Eigentümerin zurückgeben, aber offenbar war der durch die Kälte derart an der Treppe festgefroren, dass ich ihn nicht losbekam.
Drinnen wollte mich zuerst einer der Wächter aufhalten. Aber als ich ihm erklärte, wer ich bin, gab er mir respektvoll den Weg frei und meinte, die Herrschaften seien oben zu finden. Also die Treppen rauf! Hier stand ich als nächstes im weihnachtlich dekorierten Speisesaal. Aber es war keiner da! Einer der Bediensteten schickte mich in den Ballsaal, denn die Herrschaften wären noch beim Tanze. Mannohmann! Die Tanzen hier, anstatt zu futtern. Mir völlig unverständlich!
Also noch eine Etage höher und ab in den Ballsaal. Und tatsächlich: Hier wurde ausgiebig getanzt. Welche von den Tänzerinnen war nun diejenige, für die meine Haselnuss bestimmt gewesen war? Ich fragte einfach mal die beiden, die am Rand der Tanzfläche saßen und so aussahen, als ob sie sich hier auskannten.
Und siehe da: Die wussten Bescheid! Ganz begeistert erzählten sie von ihrem Sohn, der endlich die Richtige gefunden hätte, und auf welch abenteuerlichen Wegen, von irgendeiner Steifmutter, seltsamen Tauben und was nicht noch alles. Klang irgendwie, als hätten sie sich da ein Märchen ausgedacht. Jedenfalls wusste ich jetzt, welche der tanzwütigen Damen die Richtige für die Nuss war. Ich schlängelte mich unauffällig durch die Menge, tippte ihr auf die Schulter und wollte ihr die verlorene Nuss geben. Jedoch zu meiner großen Überraschung bedankte sie sich ganz herzlich, lehnte es aber ab, die Haselnuss anzunehmen. Sie meine, sie hätte jetzt alles, was sie sich wünschte, und ich solle die Nuss doch selbst behalten. Es sei eine magische Nuss, die Wünsche erfüllt, erklärte sie. Ich solle mir einfach meinen Wunsch vorstellen und die Nuss dorthin werfen, wo mir der Wunsch erfüllt werden sollte.
Als Überbringer der verlorenen Nuss wurde ich zum abendlichen Festmahl eingeladen und man stellte mir für den Heimweg eine Kutsche zur Verfügung.
Tja, damit war das Rätsel um die verlorene Nuss gelöst. Blieb noch die Haselnuss in meiner Tasche, die ich eben geschenkt bekommen hatte. Aber was um alles in der Welt sollte ich mir wünschen? Ich überlegte kurz und dann kam ich drauf: Kuchen! Jawohl! Es gab viel zu wenig Kuchen beim Festmahl im Schloss. Und was soll ich euch sagen: Es funktionierte! Und wieder einmal hatte ich einen rätselhaften Fall zu einem glücklichen Abschluss gebracht.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.